Meisterschaft krönt eine fabelhafte Saison in der Verbandsliga

Montag, den 02. Mai 2022 um 11:56 Uhr Fabian Mades
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Es ist vollbracht. Die 1. Herrenmannschaft der Tischtennisabteilung des TuS Dichtelbach kann sich seit Samstag Meister der Verbandsliga Süd/West nennen – der größte Mannschaftserfolg in der 70-jährigen Geschichte der Abteilung. Der letzte Meistertitel für das Aushängeschild des Vereins datiert aus dem Jahr 2007.
 
Dazu ein kleiner historischer Exkurs: Damals gelang der erstmalige Aufstieg in die 2. Rheinlandliga als Tabellenerster der Bezirksliga Süd knapp vor dem TTV Pleizenhausen. Mit dem im Anschluss verpflichteten neuen Spitzenspieler Bretislav Tyrala konnte die Mannschaft diese Liga auch drei Jahre lang halten. Dann folgten Ab- und Aufstiege, ehe man 2014 über die Relegation erneut in die 2. Rheinlandliga einzog.
 
Nun konnte sich das Team durch die erfolgreiche Integration des eigenen Nachwuchses (Nico Ballbach und Joel Mähringer) und auch durch jugendliche Neuzugänge (Dario Stenzhorn und Jonas Heydt) nach und nach zu einem Topteam dieser Klasse entwickeln. 2019 kam dann der etwas unverhoffte Aufstieg in die 1. Rheinlandliga, als man eine dominante Rückrunde an der Platte präsentierte, sich nur dem Meister Simmern geschlagen geben musste und am Ende noch den zweiten Platz belegte. Hinzu kamen noch Klassenverzichte höherer Teams, sodass Dichtelbach plötzlich in der Oberklasse des Tischtennisverbands Rheinland aufschlug. Der Abbruch der ersten Coronaspielzeit 2019/20 ermöglichte zudem einen Klassenverbleib. Die ebenfalls Ende 2019 in der Dichtelbacher Römerhalle beschlossene Fusion von rheinländischem und rheinhessischem Verband sorgte in der Folgesaison 2020/21 dafür, dass aus vormals zwei Verbandsligen (Rheinland und Rheinhessen) plötzlich drei parallele Verbandsligen geschaffen wurden. Der TuS Dichtelbach wurde der vermeintlich schwächeren Verbandsliga Rheinland Süd/West zugeordnet und fand sich urplötzlich in der Rolle eines Mitfavoriten auf die Meisterschaft wieder. Das war auch der vieldiskutierte Inhalt des Kommentars „Der gefühlte Abstieg in die Verbandsliga Rheinland“, den Teamkapitän Nico Ballbach im letzten Mai veröffentlichte. 
 
Dieser chronologische Abriss dient der historischen Einordnung des am Wochenende errungenen Meistertitels und des damit verbundenen Aufstiegs in die Verbandsoberliga. Dichtelbach wird also in der Saison 2022/23 in der höchsten Klasse des RTTVR vertreten sein und erstmals auch auf rheinhessische Vereine wie etwa DJK Finthen oder TG Wallertheim treffen.
 
Den letzten Schritt gingen die Mannen um Kapitän Nico Ballbach am Samstagnachmittag im Auswärtsderby gegen Rheinböllen. Die Gastgeber – schon vor der Partie nur noch rechnerisch in der Lage die Klasse zu halten – traten ersatzgeschwächt an die Tische und boten zwei talentierten Jugendspielern die Möglichkeit Erfahrungen in der Verbandsliga zu sammeln. Bei der Ansprache der beiden Teams gab Nico dann auch das klare Ziel aus, im nächsten Jahr in einer anderen Klasse spielen zu wollen. Der Rheinböller Kapitän Stefan Kemmer erwiderte lakonisch, dass seine Mannschaft dieses Ziel bereits erreicht habe.
 
Der Spielverlauf ist schnell beschrieben: Dichtelbach gab in allen neun Spielen insgesamt nur vier Sätze ab und gewann folglich glatt mit 9:0. Für Nico gleich doppelt befriedigend, denn einerseits konnte er den Ex-Dichtelbacher und ehemaligen Mannschaftskameraden Matthias Emmel glatt mit 3:0 bezwingen und andererseits war es für ihn das zweite 9:0 in dieser Woche - allerdings dieses Mal ein Sieg und im Trikot der richtigen Mannschaft.
 
Nur im Duell der beiden Dreier-Doppel mussten sich Torsten Musshoff/Joel Mähringer strecken. Im Entscheidungssatz drehten sie einen Rückstand und siegten letztlich mit 11:9 unter dem Applaus etlicher angereister Fans. Aber aufgrund der klaren Kräfteverhältnisse wollte im weiteren Spielverlauf in der großen Sporthalle keine wirklich meisterliche Stimmung aufkommen. Erst mit dem verwandelten Matchball, der Torsten vorbehalten war, brach der Jubel los. Die Meisterfeier konnte beginnen. Fans gratulierten ihren Spielern, Musik wurde aufgedreht, Meisterfotos wurden geschossen. Auch die ersten Gerstensäfte flossen in Dichtelbacher Kehlen. Die Anspannung der letzten Wochen war plötzlich verflogen und Zufriedenheit machte sich breit.
 
Das Abendspiel fand anschließend an der Nahe statt. Gastgeber war der TuS Waldböckelheim, der den Dichtelbachern lange Zeit in dieser Spielrunde auf den Fersen war und in der Vorrunde für den einzigen Verlustpunkt auf dem Dichtelbacher Punktekonto verantwortlich zeichnete. Aber auch der Tabellendritte konnte nicht mit seiner Bestbesetzung aufwarten, sodass für die Dichtelbacher der allererste Sieg gegen die erste Mannschaft des TuS Waldböckelheim wahrscheinlicher wurde. Die lockere Stimmung im Team und einzelner mitgereister Hardcore-Fans konnten die „Beckelumer“ nicht zu ihrem Vorteil nutzen, obwohl sie gleich zu Beginn eine grüne Sporttasche als Geschenk zur Meisterschaft überreichten – sicher in der Hoffnung, die Dichtelbacher Spieler würden darüber den Überblick verlieren. Dem war aber ganz und gar nicht so. In den Doppeln, die alle über vier Sätze gingen, erspielten sich die Hunsrücker Gäste eine 2:1-Führung. Arturo Pastoriza/Dario Stenzhorn und erneut Torsten Musshoff/Joel Mähringer waren hier erfolgreich. 
 
Im vorderen Paarkreuz gelang Nico trotz Feierstimmung dann ein Sieg über den stark eingeschätzten und verbissen kämpfenden Geyer. Nicos unbedingter Siegeswille brachte ihm trotz 0:1-Satzrückstand noch den verdienten 3:1-Erfolg ein. In seinem zweiten Einzel musste er später dann der Anstrengung durch die begonnenen Feierlichkeiten Tribut zollen und gab gegen einen stark aufgelegten Feltens eine 2:0-Satzführung noch aus der Hand. Arturo war sportlich an diesem Abend nicht mehr auf der Höhe seines Schaffens. Aber seine beiden klaren Niederlagen wurden durch die Glückseligkeit des Meistertitels überdeckt.
 
Die Mitte spielte im Gegensatz dazu eine umgekehrte 3:1-Bilanz. Tobias bezwang Altmeister Eckhard Wohlleben glatt in drei Durchgängen, musste sich aber dem erneut starken Niklas Wohlleben in vier Sätzen geschlagen geben. Dario machte seine Patzer aus der Hinrunde wieder wett und gewann sogar beide Einzel.
 
Im hinteren Paarkreuz steuerte Torsten zwei ungefährdete 3:0-Erfolge bei, während Joel für seinen Punkt gegen den jungen Kehl hart kämpfen musste und nie richtig ins Spiel fand. Mit 11:9 hielt er sich aber trotzdem am Ende schadlos.
 
Jetzt konnte weiter gefeiert werden. An einer langen Tafel in der Sporthalle ließ man den Abend bei Pizza, Kaltgetränken und auch den einen oder anderen Spirituosen schwungvoll ausklingen. Einen harten Dichtelbacher Kern verschlug es noch in das Partyleben von Bad Kreuznach, worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll. Nur so viel: Mit dem Gefühl Meister geworden zu sein, vergisst man einen kleinen Kater am nächsten Morgen sehr schnell.
 
Das Resümee dieser Spielzeit ist durchweg positiv: Eine geschlossene Mannschaftsleistung hat zur verdienten Meisterschaft geführt. Das konnte dieses Mal auch Corona nicht verhindern, obwohl es den einen oder anderen Spieler betroffen hatte. Immerhin konnte die Saison in diesem Jahr durchgespielt werden. Mit 37:3 Punkten konnte Dichtelbach die direkten Verfolger sogar etwas distanzieren und schon nach dem vorletzten Spiel jubeln. Die Einzelbilanzen aller Spieler sind deutlich positiv.
 
Arturo Pastoriza 27:11
Nico Ballbach 22:15
Tobias Weber 19:9
Dario Stenzhorn 23:5
Torsten Musshoff 23:4
Joel Mähringer 18:8
 
Arturo war und ist der verlässliche Dauerbrenner im vorderen Paarkreuz, der beständig seine Spiele gewinnt. Kapitän Nico hat sich ebenfalls zu einem sehr guten Spieler vorne entwickelt, kann an guten Tagen jedem Gegner Paroli bieten und ist durch seine mitreißende Art oft der Publikumsliebling in den Heimspielen. Tobias bietet durch sein Noppenspiel vielen Gegnern in der Mitte Kopfzerbrechen und erreichte in dieser Saison neue Bestwerte in der TTR-Punktewertung. Gegen Darios druckvolles Konterspiel ist ebenfalls selten ein Kraut gewachsen und er kann gegen gute Kontrahenten meistens noch eine Schippe drauflegen. Torsten hat sich trotz massiver Kniebeschwerden aufopfernd in den Dienst des Teams gestellt und kämpferisch wie immer auch scheinbar unmögliche Spiele noch gewonnen. Die runde Mannschaftsleistung schließt Joel Mähringer ab, der seine bislang beste Bilanz im hinteren Paarkreuz der 1. Mannschaft gespielt und in einigen Spielen eine neue Zielstrebigkeit an den Tag gelegt hat. Ein Dank muss an dieser Stelle auch an alle Ersatzspieler gehen, die im Notfall immer einspringen konnten. Glücklicherweise gab es im Laufe der Saison nicht allzu viele Ausfälle in der Stammbesetzung, was auch ein enormer Erfolgsgarant war.
 
Die Fans dürfen gespannt sein auf eine mit Spannung erwartete und sicherlich sehr schwere Verbandsoberligasaison 2022/23. Vielleicht ist ja auch wieder ein Heimvorteil durch die Dichtelbacher Anhänger möglich, die hoffentlich zahlreich und lautstark unseren TuS antreiben werden.
 
Mehr Bilder folgen.
 
Zuletzt aktualisiert am Montag, den 25. Juli 2022 um 12:36 Uhr